Mutitudinous Seas 01
Mutitudinous Seas 02
Mutitudinous Seas 03
Mutitudinous Seas 04
Mutitudinous Seas 05
Mutitudinous Seas 06
Multitudinous seas
Im Rahmen der 17. Ausgabe von Propos d’Europe, einer einmal pro Jahr stattfindenden Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die der kulturellen Vielfalt in Europa gewidmet ist, lädt die Hippocrène-Stiftung die Sammler und Gründer der Association Phenomenon Iordanis Kerenidis und Piergiogio Pepe ein, eine Ausstellung und ein Programm zu präsentieren. Das Projekt versammelt alle Teilnehmer des Projekts Phenomenon, das alle zwei Jahre auf der griechischen Insel Anafi stattfindet. Seit 2015 präsentiert Phenomenon Performances, Konferenzen, Videoprojektionen und eine Ausstellung an mehreren Stellen der Insel. Die vorherigen Ausgaben haben Fragen im Zusammenhang mit der (Un)sichtbarkeit in der Beziehung zur Sprache, zum Licht, zur Geschichte und zur Ausgrenzung untersucht. Phenomenon hat vor Kurzem die angesehene Auszeichnung Mont Blanc de la Culture für das Engagement als Mäzen für Griechenland erhalten. Multitudinous Seas untersucht die Bedingungen, die ermöglichen könnten, ein „peripheres“ Projekt wie Phenomenon in das „Zentrum“ von Europa zu verlagern, sowie mögliche Strategien, um binäre Konstruktionen wie Peripherie/Zentrum, Nord/Süd, Bürger/Flüchtling ins Wanken zu bringen. Wenn solche Gegensätze weiterbestehen, so liegt das u.a. daran, dass diese Wörter eng miteinander und mit ihren jeweiligen Stereotypen (das zivilisierte Zentrum, die faulen Südeuropäer, der Verlust von Arbeitsplätzen durch Flüchtlinge, rechtmäßige Bürger usw.) verknüpft sind. Das Projekt möchte diese Kategorien von ihren normativen Assoziationen lösen, instabile und differenzielle Verbindungen schaffen, ohne aber die Besonderheiten, die Fragen und Bedürfnisse der betroffenen Orte zu ignorieren. Wie kann man in einer proeuropäischen Stiftung, die im ehemaligen Büro eines modernen Architekten im Zentrum von Europa untergebracht ist, anders von Griechenland und der Krise sprechen, als in dem Bemühen, die Stereotypen aufzulösen und neue Zusammenschlüsse, Perspektiven und Bedeutungen für solche Besonderheiten, Fragen und Bedürfnisse zu finden? Diese Frage hat Virginia Woolf in der einzigen von ihr existierenden Tonaufnahme angesprochen, wenn sie betont, dass es sehr schwierig ist, Wörter zu verwenden, die in der Vergangenheit „berühmte Verbindungen“ eingegangen sind. Sie nennt Macbeth von Shakespeare als Beispiel und fragt sich, wer heute das Wort „Purpur“ (incarnadine) verwenden kann, ohne an die „unermesslichen Gewässer“ (multitudinous seas) zu denken.
|